 Der Aufbau des deutschen Fernschreibnetzes wurde 1933 begonnen.
Merkwürdigerweise lag damals in der Handelsmetropole Frankfurt hierfür nur ein so geringes Bedürfnis vor, dass sich erst im Jahre 1941 der Aufbau eines eigenen Fernschreibwählamtes lohnte, das am 15.121941 in Betrieb genommen wurde.
Im März 1944 wurde es ebenfalls bei dem Fliegerangriff zerstört. Dafür wurde in dem unterirdischen Verstärkeramt Frankfurt-Ginnheim ein Behelfsamt eingerichtet. An dieses Amt waren am Ende des 2. Weltkrieges 170 Fernschreibstellen angeschlossen.
Die Besatzungszeit brachte zunächst ein generelles Verbot des Fernschreibwähldienstes. Als die Einschränkungen im Jahre 1947 aufgehoben wurden, wurde im Keller des von der Zerstörung verschont gebliebenen Teiles des Ostflügels auf dem Zeilgelände sofort ein Notamt erstellt.
Dieses Amt wurde an Nürnberg angeschlossen und konnte 80 Teilnehmer aufnehmen. Bereits am 30.10.1948 konnte im ersten Obergeschoß desselben Gebäudes ein neues Zentralamt in Betrieb genommen werden, das für den Endausbau von 300 Anschlusseinheiten vorgesehen war.
Die Wiederbelebung der deutschen Wirtschaft hatte jedoch eine so stürmische Aufwärtsentwicklung mit sich gebracht, dass das Amt nach und nach bis auf eine Kapazität von 900 Anrufeinheiten erweitert werden musste. Im Jahre 1948 wurde der Fernschreibwähldienst mit dem Ausland wieder eröffnet.
Das neue Fernschreibwählamt (siehe Bild) wurde im 5.Obergeschoß des Hochhauses aufgestellt und zunächst für 2.000 Teilnehmer vorgesehen. Das neue Amt wurde am 3.6.1954 in Betrieb genommen.
Im selben Wählamt werden auch die von den Fernschreibteilnehmern angesteuerten Auslandsverbindungen vermittelt. Die außer dieser automatischen Auslandsvermittlung noch bestehende handbediente Fernschreib-Auslandsvermittlung wurde im selben Geschoß des nördlichen Seitenflügels untergebracht. Zur Zeit werden im Fernschreibwählamt Frankfurt täglich 75.000 Verbindungen vermittelt.
Telegraphenübertragungstechnik
Von der Wiederaufnahme des Telegraphenbetriebes nach Kriegsende bis zum Jahre 1947 befand sich die Telegraphenübertragungsstelle im Keller des Ostflügels auf dem Zeilgrundstück. I
In diesem Zeitraum wurden 3 WT-Verbindungen mit 42 Telegraphenverbindungen in Betrieb genommen.
Die WT ist ein Vielbandsystem mit Wechselstromträgern, das nach dem Einfachstromverfahren mit Amplitudenmodulation arbeitet. Das erforderliche Frequenzband beträgt 300-2700 Hz und erlaubt, 18 Fernschreibkanäle mit einem Frequenzabstand von 120 Hz zu betreiben. Die 18 Frequenzen werden durch Tonräder mechanisch erzeugt.
Die neue Telegraphenübertragungsstelle wurde im 6. Obergeschoß eingerichtet. Die Technik ist in Baukastenform ausgeführt. Die Gehäuse werden zusammen mit einigen Schienen, die Schalt, Überwachungs- und Sicherungseinrichtungen enthalten, mit dem Mess- und Bedienungsfeld in einem Gestellrahmen angeordnet.
Die Zahl der in Betrieb befindlichen WT-Verbindungen beträgt gegenwärtig 87 mit 1.409 Fernschreibkanälen.
Am Schluss der Darstellung sei noch ein Blick auf die Verkehrsentwicklung seit dem Jahr 1933 gezeigt. Die Zahlen verstehen sich als Telegraphierleistungen. Ein Durchgangstelegramm hat zwei Telegraphierleistungen: Aufnahme und Weitergabe.
Monat |
Gesamtverkehr |
Durchgang |
% |
Nov. 1935 |
367.000 |
330.000 |
90 |
Nov. 1938 |
864.948 |
745.500 |
86 |
Dez. 1945 |
65.420 |
52.518 |
80 |
Nov. 1946 |
1.100.199 |
1.042.316 |
95 |
Nov. 1947 |
980.815 |
900.607 |
92 |
Nov. 1948 |
831.382 |
712.184 |
86 |
Nov. 1949 |
795.756 |
605.906 |
76 |
Nov. 1950 |
883.056 |
670.007 |
76 |
Nov. 1951 |
956.215 |
729.275 |
76 |
Nov. 1952 |
1.373.693 |
1161.955 |
85 |
Nov. 1953 |
1353.113 |
1123.026 |
83 |
Nov. 1954 |
1.494.066 |
1252.395 |
84 |
Nov. 1955 |
980.338 |
716.951 |
73 |
Durch die Einführung des Telegraphen-Amtswähldienstes (am 19.2.1955) musste die Zahl der Telegraphierleistungen zurückgehen, da die korrespondierenden Ämter über die Amtswähleinrichtung des Durchgangsamtes direkt verbunden werden.
Hierdurch werden monatlich beim Telegraphenamt Frankfurt über 400.000 Umtelegraphierungen eingespart. An den Auslandsverbindungen des Telegraphenamtes wurden im November 1955 insgesamt 174.375 Telegramme befördert, der Eingang betrug 184.467 Telegramme.
Davon wurden an Funk, Morse- und Fernschreiblinien 66.984 bzw. 72.251 Telegramme übermittelt. Die Verkehrsentwicklung zeigt sich auch in den Zahlen des beim Telegraphenamt arbeitenden Personals.
Im Jahre 1945 waren es 225 Kräfte. Das Jahr 1949 zählte bereits wieder 627 Kräfte. Gegenwärtig sind 1250 Kräfte beschäftigt.
Siehe dazu auch die Bildersammlung von Telegrafenanlagen
Quelle: Dipl.Ing. Schaaf, Oberpostrat, 1956 Quelle: wayback.archive.org
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