Es handelt sich bei der Eisernen Jungfrau hier nicht um das berüchtigte Folterinstrument aus dem Mittelalter, sondern um die erste telefonische Zeitansagemaschine. Die Herstellerfirma Siemens & Halske A. G. entwickelte diese unverwüstliche Maschine in den 30er Jahren.
Hier geht es zur Bildersammlung von der Eisernen Jungfrau und anderen Zeitansagemaschinen.
In der Anfangszeit der Handvermittlung hatten die Beamtinnen im Fernsprechamt auch die Aufgabe dem Teilnehmer auf Wunsch die Uhrzeit anzusagen. Die Beamtin las von der genauen Wanduhr dann einfach die Zeit ab, und teilte diese dem Anrufer mit.
In Hamburg konnte unter der Telefonnummer 44 441 für 10 Pfennig dieser personalintensive Dienst in Anspruch genommen werden. In Berlin erfolgte ein zweijähriger Betriebsversuch. Die Reichspost entschied darauf unter der Telefonnummer 03 in der Hansestadt Hamburg die Zeit automatisch ansagen zu lassen.
Das war die Geburtsstunde der Eisernen Jungfrau. Sie erlöste ab dem 4. 11.1937 das „Fräulein vom Amt“ von dem Zeitansagedienst.
Nach der Personalabbauverordnung von vom 27.10.1923 durften für diesen Dienst nur ledige Beamtinnen eingesetzt werden. Die Verordnung für die Herabminderung der Personalausgaben des Reiches legte die Entlassung von Beamtinnen im Falle der Eheschließung fest. Diese Eigenschaft war damals gleichbedeutend mit der Jungfräulichkeit. Dadurch erhielt die Zeitansagemaschine sehr schnell diesen Spitznamen. In Berlin hatte die Zeitansage einen eigenen Namen bekommen, es wurde das Fräulein A 0 nach der dort verwendeten Rufnummer genannt.
Ab dem Jahr 1920 wurden Zeitansagen auf Grammophonplatten gesprochen, doch waren Abspielgeschwindigkeit (schwankend) und Spieldauer der Geräte für eine kommerzielle Zeitansage unbrauchbar.
Der Zeitansagedienst wurde sehr oft abgerufen und es musste eine Maschine konstruiert werden, die diesen Dauerbetrieb auch verarbeiten konnte. Die damals bekannten Tonwiedergabeverfahren, wie z. B. der Phonograph von Thomas Alva Edison oder der Telephonograph von Valdemar Poulsen konnte durch die mechanische Abtastung die hohen Forderungen für den Dauerbetrieb nicht erfüllen.
Die Technik für die Zeitansage hatte man sich von der in den Kinos eingeführten Lichttontechnik abgeschaut. Bei diesem Verfahren war der Ton auf einer Filmspur neben den eigentlichen Bildern aufgezeichnet und wurde berührungslos abgetastet.
Es wurde bei der eisernen Jungfrau aber nicht ein 24 Stunden langer Film eingesetzt, das wäre auch für den Film etwas lang gewesen, sondern es wurden 24 Stundenansagen und 60 Minutenansagen in verschiedenen Spuren aufgezeichnet. Diese insgesamt 84 Tonspuren wurden als Film auf einer rotierenden Trommel aufgespannt. Über zwei verschiedene mechanisch geführte Optiken mit Fotozellen wurden die Tonspuren auf einer Seite für die Stunden, und auf der anderen Seite für die Minuten berührungslos abgetastet.
Es wurde zuerst von der einen Seite der Stundentext angesagt und anschließend von der anderen Seite der Minutentext. Die Sekunden wurden nicht angesagt. In den letzten 3 Sekunden vor der vollen Minute wurde ein Summerton angeschaltet der die Vollendung der Minuten darstellte.